Sri Lanka
Sri Lanka, ein Inselstaat im Indischen Ozean, liegt südöstlich von Indiens und war bis 1972 unter dem Namen Ceylon bekannt. Mit einer Fläche von rund 65.600 km² und einer Bevölkerung von etwa 22 Millionen Menschen ist das Land für seine kulturelle Vielfalt, seine landschaftliche Schönheit und seine bewegte Geschichte bekannt.
Die Hauptstadt des Landes ist offiziell Sri Jayewardenepura Kotte, während Colombo als wirtschaftliches Zentrum und grösste Stadt oft fälschlicherweise als Hauptstadt angesehen wird. Sri Lanka ist eine semipräsidentielle Republik mit Singhalesisch und Tamilisch als Amtssprachen.
Die Bevölkerungsstruktur Sri Lankas ist ethnisch vielfältig. Die grösste Gruppe stellen die Singhalesen mit 74,9 % dar, gefolgt von den sri-lankischen Tamilen (11,2 %) und den indischen Tamilen (4,2 %). Es gibt zudem kleinere Minderheiten, darunter Moors und Burgher. Auch in religiöser Hinsicht ist Sri Lanka geprägt von Vielfalt: Die Mehrheit der Bevölkerung (70,2 %) ist buddhistisch, gefolgt von Hindus (12,6 %), Muslimen (9,7 %) und Christen (6,1 % römisch-katholisch, 1,3 % andere christliche Konfessionen).
Wirtschaftlich ist Sri Lanka für die Produktion und den Export von Tee (bekannt als Ceylon-Tee), Kaffee, Kautschuk und Kokosnüssen bekannt. Zudem hat sich das Land in den letzten Jahrzehnten als beliebtes Reiseziel etabliert, mit traumhaften Stränden, beeindruckenden Tempeln und einer reichen Kultur, die jährlich Millionen von Touristen anzieht.
Dennoch kämpft Sri Lanka mit wirtschaftlichen Herausforderungen. Besonders die COVID-19-Pandemie führte zwischen 2019 und 2022 zur schwersten Wirtschaftskrise des Landes. Hohe Inflation, Staatsverschuldung und Versorgungsengpässe prägten diese Zeit, und auch heute erholt sich das Land nur langsam von den wirtschaftlichen Folgen.
Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt Sri Lanka ein faszinierendes Land mit einer reichen Geschichte, beeindruckenden Traditionen und einer wichtigen Rolle im südasiatischen Raum.



Vorgeschichte – Sri Lanka vor dem Bürgerkrieg
Sri Lanka, das bis 1972 unter dem Namen Ceylon bekannt war, blickt auf eine lange Kolonialgeschichte zurück. Die Insel wurde ab 1505 von den Portugiesen besetzt, im 17. Jahrhundert von den Niederländern übernommen und schliesslich 1802 unter britische Herrschaft gestellt. Während der britischen Besatzung wurden viele Tamilen in der Verwaltung eingesetzt, da sie als besonders gebildet galten. Die Briten nutzten eine klassische „Teile-und-Herrsche-Taktik“, indem sie die tamilische Minderheit in hohe Positionen brachten und so Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen schürten. Zudem holten sie zahlreiche Tamilen aus Indien als Arbeitskräfte ins Land, wodurch der tamilische Bevölkerungsanteil von 12 auf 18 Prozent anstieg.
Nach der Unabhängigkeit Sri Lankas im Jahr 1948 begannen ethnische Konflikte das politische Geschehen des Landes zu dominieren. Die singhalesisch dominierten Regierungen erliessen gezielt Gesetze, die Tamilen benachteiligten. Ein Beispiel dafür war der „Ceylon Citizenship Act“, der mehreren hunderttausend indischstämmigen Tamilen die Staatsbürgerschaft und somit das Wahlrecht sowie weitere Bürgerrechte verweigerte. Während nur etwa 5.000 Tamilen die Staatsbürgerschaft erhielten, wurden über 700.000 staatenlos.
Ein entscheidender Wendepunkt kam mit den Wahlen von 1956, als der singhalesische Nationalist Solomon Bandaranaike mit dem Slogan „Nur Singhalesisch“ zum Premierminister gewählt wurde. Noch im selben Jahr wurde der „Sinhala Only Act“ verabschiedet, das Singhalesisch zur einzigen Amtssprache machte und damit Tamilen massiv benachteiligte. Da nur eine Minderheit der Tamilen Singhalesisch sprach, verloren viele ihre Chancen auf öffentliche Ämter und gut bezahlte Berufe. Diese Massnahmen wurden von der tamilischen Bevölkerung als Diskriminierung empfunden und führten zu ersten Protesten.
Die Situation verschärfte sich weiter, als 1978 der Buddhismus zur Staatsreligion erklärt wurde und die politische Benachteiligung der Tamilen weiter voranschritt. Die Regierung förderte gezielt die singhalesische Kultur und benachteiligte Tamilen auch in der Bildungspolitik. Beispielsweise wurde eine Quotenregelung für Universitäten eingeführt, die tamilische Studierende bewusst benachteiligte, um den hohen Bildungsstand der Tamilen zu senken.
Der wachsende Unmut innerhalb der tamilischen Gemeinschaft führte zunächst zu friedlichen Protesten und Widerstandsbewegungen, die sich jedoch in viele kleine Gruppen aufteilten. Doch mit der Zeit nahm der Konflikt eine gewaltsame Wendung, als Tamilen begannen, sich gegen die Unterdrückung zu wehren. Die zunehmenden Spannungen zwischen Singhalesen und Tamilen bildeten den Nährboden für den späteren Bürgerkrieg, der das Land jahrzehntelang erschütterte.